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Haus in Gasteig | 3D

ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro

155 m² Wohnfläche  |  660 m² Grund  |  steiler Hang  |  Passivhaus  |  Massivbau  |  Wärmepumpe  |  2021

Bauen mit Hindernissen

 

Vor einigen Jahren planten wir ein Haus für eine Musikerfamilie in Mils. Die Schwester des Bauherren – ebenfalls Musikerin – wünschte sich ein ähnliches Haus mit viel Stauraum und einem eigenen Musikzimmer. Trotz langer und intensiver Suche konnten sie und ihr Mann keine passende Immobilie im Großraum Innsbruck finden. Sie überlegten daher notgedrungen selber ein Haus zu bauen.

 

Erster Entwurf

Die junge Familie hatte ein Grundstück in Absam ins Auge gefasst, das zwar eine schöne Lage hatte, aber auch extrem schmal war. Unter Berücksichtigung der Abstandsregelungen der Tiroler Bauordnung würde das Haus maximal 5,70 m breit sein können. Sie waren sich nicht sicher, ob es überhaupt möglich sein würde ihr Raumprogramm auf dieser eingegrenzten Fläche umzusetzen. Auf was müssten sie verzichten und wie viele Kompromisse müssten sie eingehen?

Diese Fragen konnten nur mittels einem detaillierten Plan geklärt werden. Obwohl ihnen das Grundstück noch gar nicht gehörte, beauftragten sie uns mit dem Vorentwurf. Wir erarbeiteten gemeinsam ein Raumprogramm und präsentierten kurz darauf unser Konzept. Der Plan sagte ihnen sehr zu, doch bedauerlicherweise kam der Grundstückskauf nicht zustande.

 

Steiler Grund

Ein passendes Grundstück in der Gegend um Innsbruck zu finden, ist nicht leicht. Doch bereits kurze Zeit später ergab sich die nächste Gelegenheit. In Gasteig wurden fünf Grundstücke am Waldrand verkauft. Die ruhige Lage bei gleichzeitig guter Anbindung zur Autobahn und die unverbaubare Aussicht auf die Nordkette überzeugten die Bauherren. Für uns war auch dieses Grundstück aufgrund der extremen Hanglage und der örtlichen Bauvorschriften eine planerische Herausforderung.

 

Ein neuer Plan

Die Zufahrtsstraße verläuft entlang der südlichen Grundgrenze. Ab da fällt das Gelände steil nach Norden ab. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich ein großes freies Feld mit anschließendem Waldstück. Eine Nord-Süd-Orientierung des Hauses mit großen Fensterflächen um die schöne Aussicht in beiden Richtungen zu genießen, war naheliegend. Nach Osten und Westen präsentiert sich das Haus eher geschlossen, um Einblicke von den künftigen Nachbarn zu minimieren. 

Ein weiterer Punkt, der bei der Planung zu beachten war, ist die Topografie des Geländes. Um den Eingriff in den Hang möglichst gering zu halten und das Risiko einer kostenintensiven Hangsicherung zu minimieren, wurde das Haus genau an das Gelände angepasst. Und so enstand – bei gleichbleibendem Raumprogramm – ein komplett anderes Haus auf mehreren Ebenen.

 

Alle gute Dinge sind Drei

Obwohl sowohl der Raumplaner als auch die Gemeinde sich mit unserem Entwurf einverstanden erklärten, wurden die endgültigen Bauhöhen im Bebauungsplan anders festgelegt. Wir mussten die Höhe des Hauses um 2 m reduzieren, beziehungsweise 2 m tiefer in den Hang hineingraben. Durch diese unerwartete neue Bestimmung war unser Konzept mit Split-level nicht mehr umsetzbar. Also entwarfen wir – immer noch mit dem gleichen Raumprogramm – das Haus ein drittes Mal. Zum Glück gefiel unser Plan den Bauherren auch dieses Mal auf Anhieb. 

 

Bauen im Gelände

Im Erdgeschoß befinden sich eine großzügige Garage, der Eingangsbereich, sowie die beiden Kinderzimmer mit eigenem Bad. Geht man rauf, kommt man in den Wohnbereich, geht man runter, erreicht man direkt den großzügigen Musikraum. Hier steht ein Flügel mit Blick auf die Berge, auch das Streichquartett kann in Ruhe proben. Auf der anderen Seite des Ganges befindet sich der Schlafbereich mit anschließendem Schrankraum und Badezimmer. 

 

Wohnen in den Bergen

Da die Aussicht von oben bekanntlich am schönsten ist, liegt der große offene Wohnraum im Obergeschoß. Die Bauherren wünschten sich vor allem eine großzügige, gut ausgestattete Küche und einen großen, gemütlichen Esstisch. Das Wohnzimmer lässt sich mit Schiebetüren abtrennen. Panoramafenster geben den fantastischen Blick auf die Nordkette frei; die großen Fenster im Süden lassen die Sonne herein. In beiden Richtungen gibt es vorgelagerten Gärten beziehungsweise Terrassen, dazu nach Osten auf der Garage eine Dachterrasse. Je nach Temperatur und Tageszeit lässt sich so immer ein feiner Platz finden.

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