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Haus in Kirchbichl | 3D

ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro

135 m² Wohnfläche  |  550 m² Grund  |  mittlerer Hang  |  Passivhaus  |  Massivbau  |  Wärmepumpe  |  2021

Bauen in Papas Garten

 

Das Elternhaus steht auf einem großen Grundstück zentral im Ort. Wie damals üblich, hat man das Haus mittig am Bauplatz errichtet. Der hintere Bereich des Grundstücks wird seit jeher als Garten genutzt; der vordere Abschnitt dient vorwiegend als Zufahrt und zusätzliche Grünfläche. An dieser Stelle sollen wir ein Haus für den ältesten Sohn planen.  

 

Ökonomische Grundteilung

Zuallererst muss das Grundstück geteilt werden. Die Ausgangslage ist nicht einfach, denn die bestehende Auffahrt zum Elternhaus soll in seiner derzeitigen Form erhalten bleiben. Die Fläche – insgesamt 165 m² – dient als Servitut und darf nicht bebaut oder anderweitig verwendet werden. Effektiv bleibt für das neue Haus nur eine Grundfläche von 385 m² übrig: in einer schrägen Rautenform mit insgesamt acht Ecken und vier Meter Höhendifferenz. Da der Platz knapp ist und keine der Grundgrenzen parallel verläuft, muss das Gebäude genauestens platziert werden,  um die Abstandsregelung der Tiroler Bauordnung einzuhalten. 

 

Bauen im Hang

Hanggrundstücke erfordern oft kreative Lösungen in der Planung. Bei diesem Projekt erfolgt die Zufahrt über die Gemeindestraße von unten. Die Auffahrt zum Elternhaus ermöglicht allerdings auch eine Erschließung im darüberliegenden Erdgeschoß. Es stellt sich die grundlegende Frage: in welcher Ebene werden die Autos geparkt und wo ist der Hauseingang? Wir schlagen vor, eine Doppelgarage im Keller zu integrieren. Das vergrößert die Gartenfläche und spart zugleich die Kosten für eine separate Garage. Neben der Garage befindet sich der überdachte Haupteingang mit großer Garderobe. Die restlichen Räume werden als Keller, Technik- und Waschraum genutzt. Im Erdgeschoß haben wir einen zusätzlichen Autoabstellplatz und einen zweiten Eingang geplant. Das ist besonders mit kleinen Kindern und schweren Einkäufen praktisch, weil man eine Treppe weniger gehen muss.

 

Schlafen unten, Wohnen oben

Weil der Garten nicht sehr groß und zudem nach Norden ausgerichtet ist – im Süden befindet sich die Servitutsfläche – entscheidet sich der Bauherr für ein umgekehrtes Haus: Schlafzimmer im Erdgeschoß und Wohnräume im Obergeschoß.

Ein lichtdurchfluteter Gang mit großem Bücherregal und einem Leseplatz am Fenster erschließt die beiden Kinderzimmer, das Bad und das Elternzimmer mit Schrankraum. Von hier aus gibt es auch einen zentralen Zugang in den Garten. Alle Räume wurden so gestaltet, dass sie möglichst viel Stauraum bieten, meist unauffällig in die Wand integriert. Das Haus ist mit 135 m² Wohnfläche nicht sehr groß, wirkt aber aufgrund der gut platzierten Fenster und effizienten Raumeinteilung äußerst großzügig.

 

Offenes Wohnen

Eine Stahlstiege führt hinauf in den Wohnbereich. Der Wohnraum wird durch eine 2,5 m breite Wandscheibe in Küche-Essbereich und Wohnzimmer unterteilt. Das ist nicht nur statisch von Vorteil; auf diese Weise ergeben sich auch immer wieder interessante Sichtachsen und Raumsituationen. Das großzügige Gefühl des offenen Wohnens bleibt erhalten, weil man links und rechts an der Wandscheibe vorbei- blicken kann. Dabei ändert sich die Raumperspektive ständig, sobald man sich im Raum bewegt. Die einzelnen Bereiche sind klar definiert und scheinen doch in einanderzufließen. Die Möblierung greift das Konzept vom Trennen und optischen Verbinden auf. Die Kochinsel schwebt über der Treppe und Einbaumöbel kaschieren dezent den Zugang zur Toilette. Sowohl die Couch im Wohnzimmer als auch die Sitzbank beim Esstisch haben eine Wand im Rücken. Das ist besonders angenehm zum Sitzen: Man fühlt sich automatisch wohl und geborgen.

 

Viele Freiflächen

Raumhohe Verglasungen schaffen eine nahtlose Verbindung zwischen Innen und Außen. Die großzügige Dachterrasse versteht sich als erweiterter Wohnraum im Sommer und verfügt über einen Loungebereich und einen großen Esstisch – natürlich überdacht, damit man auch bei Regen draußen sitzen kann. Auch beim Wohnzimmer gibt es eine überdachte Terrasse. Die Optimierung der Freiflächen war ein besonderes Anliegen des Bauherrn. Trotz der kleinen Grundfläche haben wir bei diesem Entwurf eine Vielzahl an Freisitzen geschaffen, wo es sich angenehm verweilen lässt.

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