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Melis + Melis

Architekturbüro

Haus in Wien

ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro

180 m² Wohnfläche  |  460 m² Grund  |  eben  |  Passivhaus  |  Holzbau  |  Wärmepumpe  |  2010

Villa mit Pool

 

Die Familie hatte gerade ihr Traumgrundstück in Wien-Hietzing erworben, als der Urlaub anstand. Unterwegs nach Kalifornien wollten sie sich noch mit der passenden Lektüre eindecken und kauften am Flughafen das neue Schöner-Wohnen-Magazin. Die Beilage „Fertighäuser – Die Gewinner unseres Wettbewerbes“ hatte unser Haus am Titelblatt. Noch während ihres Aufenthalts in den USA kontaktierten sie uns mit der Frage, ob wir vielleicht Interesse hätten ein Haus in Wien zu planen.

 

Schön und schmal

Wir vereinbarten ein erstes Treffen in Tirol. So ergab sich für die künftigen Bauherren die Möglichkeit, einige unserer Häuser direkt anzuschauen und sich mit den Bewohnern auszutauschen. Kurz darauf fuhren wir nach Wien, um den Bauplatz zu besichtigen. Der 13. Gemeindebezirk Hietzing mit seinen historischen Villen und großen Grünflächen ist bekannt für seine hohe Wohnqualität. Wir waren beeindruckt von der außerordentlichen Lage des schmalen, rechteckigen Grundstücks: unweit vom Zentrum, in einer ruhigen Sackgasse gelegen, mit freiem Blick nach Westen auf eine großzügige Parkanlage. Es brauchte nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, dass der Garten großartig sein würde. Anders beim Haus: Das schmale Grundstück mit jeweils nur drei Meter Grenzabstand zu den Nachbarhäusern würde eine architektonische Herausforderung werden. Die engen Grundstücksgrenzen schränkten nicht nur die Breite des Gebäudes sehr ein, sondern auch die Fenstergestaltung. Der Wunsch nach hellen, lichtdurchfluteten Räumen bei gleichzeitiger Privatsphäre stellt im dichtbebauten Stadtgebiet einen Widerspruch in sich dar. 

 

Galerie und Schwimmbad

Bei der Raumgestaltung bekamen wir weitgehend freie Hand, solange das Haus großzügig, hell und luftig sein würde. Zwei Bauherrenwünsche waren jedoch unabdingbar: einen Pool mit überdachter Terrasse im Garten und eine offene Galerie im Haus. Während wir Ersteres für eine gute Idee hielten, stellten wir das zweite Ansinnen infrage. Eine Galerie, bei der man von oben in den Wohnraum blickt, bringt zweifellos den Wow-Effekt, der eine Villa von einer Wohnung unterscheidet. Andererseits wird diese Wohnraumerweiterung nur selten auch wirklich genutzt; meist ist die offene Galerie mehr Gangfläche als Wohnfläche. Der Luftraum hingegen steigert eindeutig die Raumqualität durch die vertikale Öffnung nach oben. Wir entschieden uns deshalb für eine Minimalform der offenen Galerie und einen maximalen Luftraum, der sich über die ganze Hauslänge erstreckt. 

 

Zweigeteilt

Mit diesem Konzept wurden verschiedene praktische und gestalterische Aufgabenstellungen gleichzeitig gelöst. Der zweigeschossige, transparente Mitteltrakt wird von einer durchgehenden Oberlichte am Dach gekrönt. Das Lichtband betont die horizontale Länge des Hauses und die vertikale Öffnung des Raumes. Das einfallende Tageslicht erhellt großzügig die Wohnräume im Erdgeschoß und ermöglicht Intimität trotz unmittelbaren Nachbarhäusern. 

Der luftige, offene Mittelteil dient der Erschließung – sowohl waagrecht als auch senkrecht mittels offener Stiege. Die einzelnen Bereiche des Hauses werden funktional klar getrennt, bleiben aber optisch und akustisch miteinander verbunden. 

 

Repräsentative Architektur

Der langgezogene Luftraum wird lediglich durch eine schmale Brücke im Obergeschoß zwischen Eltern- und Kinderbereich unterbrochen. Von dieser Mini-Galerie hat man tatsächlich einen umwerfenden Blick in den darunter liegenden Wohnbereich und Garten. Der gewünschte Eyecatcher-Effekt ist nicht nur hier, sondern im ganzen Haus spürbar. Besonders repräsentativ ist die eindrucksvolle Inszenierung des Luftraums im Eingangsbereich. Beim Betreten des Hauses blickt der Besucher nicht nur quer durch das ganze Gebäude in den Garten, sondern auch nach oben in den Himmel.

Die architektonische Struktur des Hauses wurde im Außenbereich konsequent weitergeführt. Die hohen Fensterfronten im Osten und Westen teilen das Gebäude in zwei unterschiedliche Hälften. Das Gestaltungskonzept wird durch die Fassadenmaterialien – auf der einen Seite Putz und auf der anderen Seite Eternitplatten – klar ersichtlich.

 

Bauen in Wien

Nachdem wir die gesamte Planung, Ausschreibung und Vergabe an lokale Firmen Vorort gemacht hatten, wurde das Projekt zur Umsetzung an das Wiener Büro Artmüller Architekten Ziviltechniker GmbH übergeben. Die Artmüller Architekten zeichnen für die örtliche Bauaufsicht und die Möbelplanung verantwortlich. In beiden Bereichen funktionierte die Zusammenarbeit reibungslos, und das von uns bis ins Detail geplante Objekt wurde qualitätsvoll umgesetzt.

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