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Haus im Zillertal

ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro

140 m² + 45 m² Wohnfläche  |  655 m² Grund  |  Steilhang  |  Passivhaus  |  Massivbau  |  Wärmepumpe  |  2019

Internationaler Architekturpreis für den Neubau

 

„Baue das erste Haus für deinen Feind, das zweite für deinen Freund und das dritte Haus für dich selbst“ lautet eine alte Weisheit von Konfuzius. Ganz so extrem sind die Zillertaler aber nicht. Die Familie hat vor 10 Jahren in Schwendau gebaut: von außen eher traditionell, von innen modern. Der Bauherr ist von Beruf Innenarchitekt und versteht sein Fach. Das Gebäude bietet einiges an Wohnqualität – aber keine freie Aussicht. Das Verlangen der Bauherren nach Fernblick und Bergpanorama wird im Laufe der Jahre immer stärker. Vielleicht auch deshalb, weil die Familie noch ein weiteres Grundstück besitzt: einen felsigen Steilhang am Ortsrand mit freier Sicht auf die Zillertaler Bergwelt. Sie entscheiden sich nochmal zu bauen; diesmal auch von außen modern.

 

Planen für einen Innenarchitekt

Architektur und Innenarchitektur sind zwei verschiedene Disziplinen, die sich großartig ergänzen. Wenn man die Innenraumgestaltung am Anfang der Planung mit einbezieht, entsteht ein harmonisches Gesamtkonzept. Nach einigen Versuchen das Haus selber zu planen, übergibt der Innenarchitekt die Aufgabe an uns – und hält sich ab diesem Zeitpunkt bei der Architektur diszipliniert zurück. Aus beruflicher Erfahrung weiß der Designer, dass die besten Projekte entstehen, wenn man als Kunde möglichst klar ausdrückt, was man will und dann die Fachleute machen lässt. Beim eigenen Haus hat er diese Vorgehensweise konsequent durchgezogen und nur die Innenarchitektur übernommen. Die Formgebung, Farben und Materialien der Einrichtung stammen aus seiner Hand.

 

Knifflige Aufgabe

Das Raumprogramm der Familie war komplex. Das Haus sollte nicht zu groß sein, aber ausreichend Platz für die dreiköpfige Familie bieten. Der Teenager-Sohn sollte einen eigenen Bereich haben und wenn möglich, auch eine Ferienwohnung mit eingeplant werden. Alle Bereiche sollten barrierefrei ausgeführt werden und große Panoramafenster haben. Auch das Grundstück war nicht einfach: Ein steiles Gelände mit felsigem Untergrund, der möglichst wenig berührt werden sollte, um die Baukosten nicht explodieren zu lassen.

Wir entwarfen ein dreigeschossiges Haus mit Einliegerwohnung, das sich ohne große Umbauarbeiten für verschiedene Lebenssituationen adaptieren lässt. Im Erdgeschoß sind Garage, Eingangsbereich und Kellerräume untergebracht. Ein Aufzugsschacht wird derzeit auf allen Ebenen als Abstellraum genutzt. Bei Bedarf ermöglicht der Fahrstuhl eine barrierefreie Verbindung der drei Geschoße.

 

Flexibel für die Zukunft

Eine Außenstiege erschließt die Zwei-Zimmerwohnung im ersten Stock. Die Gästewohnung besteht aus einem offenen Wohnraum mit toller Aussicht ins Tal, einem Schlafzimmer mit Bad und einem großen Abstellraum.  Ein Parkplatz, eine überdachte Terrasse und ein kleiner privater Garten gehören ebenfalls zur Wohneinheit, die derzeit vermietet wird. 

Auf der gleichen Ebene, auf der anderen Seite des Hauses, befindet sich ein großzügiges Kinderzimmer mit eigenem Bad. So hat der Junior bereits jetzt seine eigene Einheit, etwas abseits vom darüberliegenden Elternbereich. Die Nutzung dieses Geschoßes ist flexibel und kann nach Bedarf verändert werden. So könnte der Sohn in einigen Jahren in die Gästewohnung ziehen. Gründet er eine Familie, kann man mit geringfügigen Umbauarbeiten beide Einheiten zu einer weiträumigen Drei-Zimmerwohnung umgestalten, ohne die Wohnqualität des Haupthauses zu beeinträchtigen. 

 

Wohnraum mit Aussicht

Je höher man kommt, umso besser der Blick. Im zweiten Obergeschoß hat man eine freie Rundumsicht, weil man höher ist als die Nachbarhäuser. Auf der Rückseite des Hauses ergibt sich, aufgrund der terrassierten Hanglage, ein intimer Garten mit Lounge-Terrasse. Ein umlaufender Balkon verbindet die Wohnküche mit dem Garten und schafft zusätzlich zwei überdachte Freisitze. Je nach Sonnenlage findet man immer einen feinen Platz im Freien.

Das Innere des Hauses ist sehr offen gestaltet. Wie in einem Bungalow befinden sich die Wohn- und Schlafräume auf einer Ebene. Dabei wurde auf Türen weitgehend verzichtet. Schlafzimmer, Schrankraum und Bad bilden eine Einheit; große Fensteröffnungen unterstreichen den offenen Charakter des Raumes. Im Wohnraum dominieren Altholz und warme Farben. Das Lichtkonzept unterstreicht das modern-alpine Ambiente, während die Panoramafenster den Blick in die Ferne erlauben. 

International ausgezeichnet

Das Haus erhielt 2021 den BigSEE Architecture Award. Die Auszeichnung, in verschiedenen Kategorien vergeben, prämiert jährlich Projekte aus 19 südosteuropäischen Ländern.

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