Umbau in Hall in Tirol 3
ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro
Bilder Bestand
Vom Rohdachboden zum Penthouse
Das sanierungsbedürftige Haus in der Haller Altstadt wurde in mehrere Wohnungen und Geschäfte aufgeteilt und sukzessive innerhalb von zwei Jahren verkauft.
Der Bauherr erkannte sofort das Potenzial des Rohdachbodens. Er erwarb eine über 100 m² große Fläche ohne Fenster, ohne Heizung, ohne Innenwände und ohne Leitungen oder Installationen. Im Zuge der Generalsanierung des Hauses wurde das komplette Dach, bis auf die alten, von Hand gehackten Dachbalken, abgetragen und erneuert. Ein Teil der Fläche wurde als innen liegende Terrasse umgebaut. Das ermöglicht große Fensterflächen im Wohnzimmer, ohne die Optik des denkmalgeschützten Hauses zu beeinträchtigen. Für Komfort sorgt der Aufzug, der direkt an das alte Stiegenhaus aus Holz angeschlossen wurde.
Alter Dachstuhl
Der Grundriss wurde komplett offen gestaltet, nur die Bäder haben Türen. Der restliche Wohnraum wird durch 2,5 m hohe Wandscheiben in Eingangsbereich, Schrankraum, Schlafzimmer und Wohnraum unterteilt. Als Single braucht der Bauherr im Moment nicht mehr; eine Abtrennung der einzelnen Bereiche ist aber im Plan bereits vorgesehen und jederzeit möglich.
Im offenen Wohnraum kommt der alte Holzdachstuhl mit seinem schönen Gebälk richtig zur Geltung. Die Holzpfetten wurden von einem Restaurator fachkundig gereinigt und nach altem Brauch mit Bienenwachs eingerieben, was eine wunderschöne honigfarbene Oberfläche ergibt. Die Balken sind uralt und geben der Wohnung eine einzigartige Atmosphäre. Sie strahlen nach all den Jahren eine unglaubliche Ruhe und Beständigkeit aus. „Der Dachstuhl war für mich der Grund, dieses Abenteuer – denn eine derart umfassende Renovierung mitten in der Altstadt kann man als Laie nicht anders bezeichnen – überhaupt zu wagen“, erzählt der Bauherr.
Intimität und Weitblick
Die Fassade des Hauses wurde nach den Vorgaben vom Bundesdenkmalamt originalgetreu wiederhergestellt. Der Dachboden hat traditionell nur kleine Öffnungen, um eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten. Zusätzliche, neue Fensteröffnungen waren nicht möglich. Die Wohnung wird deswegen vorwiegend über Dachflächenfenster und die Glasfront zum Atrium belichtet.
Eine Stahlstiege führt hinauf zur Dachterrasse. Von dort hat man eine atemberaubende Rundumsicht auf die Dachlandschaft der Haller Altstadt und das Bergpanorama des Inntals. Der Kontrast zwischen den beiden Freibereichen könnte nicht größer sein. Wünscht man sich Ruhe und Intimität, verweilt man auf der Terrasse im innen liegenden Atrium. Benötigt man Ferne und Weitblick, steigt man hinauf und genießt die freie Aussicht von der Dachterrasse. Man kann nie beides zugleich haben; deshalb schätzt man sowohl den Panoramablick als auch den privaten Wohnraum bewusster.
Praktische Details
Die Wohnung wurde so eingeteilt, dass die Gangflächen zugleich als Schrankraum dienen. Neben der offenen Küche liegt ein multifunktionaler Hauswirtschaftsraum, der derzeit als Waschküche, Abstellraum und Speis dient, aber auch als Büro oder Kinderzimmer verwendet werden kann. Im Wohnzimmer wurde unter der Stiege ein Kachelofen eingebaut. Zusätzlich wurde in der ganzen Wohnung Fußbodenheizung verlegt.
Licht, Farben und Materialien
Das Farbkonzept ist durchgehend neutral und natürlich und unterstreicht die Architektur des alten Hauses. Weiße und anthrazit graue Wände intensivieren die warme Holzfarbe des Dachstuhls. Statisch notwendige Verstärkungen aus Stahl wurden geölt, ebenso wie der Boden aus weiß geölten massiven Eichenholzdielen. Die Bäder wurden passend zum Gesamtkonzept mit elfenbeinfarbenen Fliesen, großen Spiegeln und anthrazitgrauen Möbeln eingerichtet.
Die Lichtgestaltung ermöglicht blendfreies Licht und verschiedene Stimmungen. Gerade bei einer Dachwohnung ist die Beleuchtung nicht ganz einfach; Deckenlampen kann man aufgrund der schrägen Untersicht nur bedingt einsetzen. Stattdessen haben wir mit verschiedenen Wandlampen und Einbauspots gearbeitet. Auf den Holzbalken wurden Strahler montiert, die die Decke indirekt beleuchten. Auf diese Weise wird der besondere Dachstuhl auch abends ins rechte Licht gerückt.
BAUAUFGABE
Umbau einer Wohnung
BESTAND
15. Jahrhundert
FLÄCHE
105 m² Wohnfläche
BAUZEIT
2009
BAUORT
Hall in Tirol
KONSTRUKTION
Bestand aus alte Steinmauern, Dachstuhl Holz,
Passivbauweise U-Werte < 0,15 W/(m²K)
HAUSTECHNIK
Gastherme
MATERIALIEN
Eichenholz, Glas, Kalkputz, Fliesen, alte Holzbalken, Stahl, Bankirai
FARBEN
Naturweiß, Beige, Warmes Braun, Anthrazit Grau, Schwarz
Weitere Umbauten, Aufstockungen, Renovierungen
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