Umbau in Rattenberg
ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro
Bilder Bestand
Neue Galerie in der Altstadt
Die Bauherren haben eine Wohnung in der Altstadt von Rattenberg gekauft. Zu der Immobilie gehört auch ein Kellerraum im Erdgeschoß.
Mit seinem wunderschönen Gewölbe, Zugang von zwei Seiten und Fenster zur Straße ist der Raum eigentlich zu wertvoll, um als Abstellkammer genutzt zu werden. Bereits im Rohzustand spürt man das besondere Flair; der Raum strahlt auf einer einzigartigen Weise Geschichte, Ruhe und Gemütlichkeit aus.
Die neuen Eigentümer möchten mit einer Sanierung die architektonische Schönheit des Raumes wiederherstellen und ihm eine entsprechende Nutzung geben. Welcher genau, wissen sie noch nicht: Weinkeller, Herrenzimmer, Atelier oder alles in Einem.
Multifunktionsraum
Bei der Besichtigung der Räumlichkeiten erkennen wir sogleich, dass der Umbau nicht nur von Bauherrenwünschen, sondern auch von bautechnischen Notwendigkeiten und den Vorgaben vom Denkmalamt bestimmt sein wird. Wir schlagen vor, die Eingangstüre aus Holz durch eine Türe mit Glaseinsatz zu ersetzen, um möglichst viel Tageslicht in den Innenraum zu bekommen.
Derzeit wird der Keller vom allgemeinen Stiegenhaus aus erschlossen. Um den Zugang von der Straße zu ermöglichen, planen wir im Innenraum eine Stiege mit zwei Podesten. Das Denkmalamt stimmt beiden Maßnahmen zu.
Der Raum selbst bleibt bei unserer Planung, wie er ist: ein großer, offener Raum mit Gewölben. Dieses Konzept des multifunktionalen Raumes ermöglicht eine flexible Nutzung und eine unkomplizierte Anpassung an die Situation. Ob Party, Atelier, Ausstellungsraum oder zweites Wohnzimmer, mit wenigen Handgriffen ist alles bereit.
Damit das funktioniert, haben wir im hinteren Bereich die notwendigen Nebenräume eingerichtet: ein WC, eine kleine Küche und verschiedene Schränke als Stauraum.
Keine feuchten Wände
Ein großes Problem bei Kellerräumen in der Altstadt ist die Feuchtigkeit. Um die Wände möglichst trocken zu halten, wurde nicht nur eine Fußbodenheizung, sondern auch großflächige Sockel- und Wandheizungen installiert. Ein Kiesstreifen entlang der Wände erleichtert zusätzlich die Verdunstung von Feuchtigkeit. Auf einen Holzboden wurde verzichtet. Stattdessen haben wir einen glatten Betonboden gewählt, der abschnittsweise gegossen wurde.
Obwohl die Stadt Rattenberg über einen mobilen Hochwasserschutz verfügt, muss man damit rechnen, dass der Inn über seinem Ufer treten kann. Für diesen Fall haben wir im hinteren Bereich einen Pumpensumpf vorgesehen. Damit kann der Kellerraum im Falle einer Überschwemmung schnell wieder trockengelegt werden.
Altbausanierung
Im Zuge der Renovierungsarbeiten wurde entschieden, eine Wand als Sichtmauerwerk zu belassen. Auf den anderen Wänden und dem Gewölbe wurde Kalkputz aufgebracht. Dieser Baustoff aus reiner Naturkalk, der gebrannt wird, ist seit der Antike bekannt. Er hat die Fähigkeit, Feuchtigkeit aus der Luft und aus dem Mauerwerk aufzunehmen und verzögert wieder abzugeben. Er ist sozusagen atmungsaktiv und somit besonders für Feuchträume geeignet. Aufgrund seines hohen pH-Wertes wirkt Kalkputz außerdem der Bildung von Schimmel und Verbreitung anderer Bakterien entgegen.
Aus Sicht des Denkmalschutzes ist diese traditionelle Putzart für eine Renovierung bestens geeignet; aus architektonischer Sicht besticht das Material durch die schöne Farbe, die von Hand aufgetragene Oberfläche und den leicht abgerundeten Kanten.
Galerie für moderne Kunst
Während die Bauarbeiten voranschreiten, geht der Bauherr, der aus einer bekannten Künstlerfamilie stammt, in Pension. Die neu gewonnene Freizeit verbringt er gerne als Maler und so entsteht die Idee, aus dem Kellerraum eine Kunstgalerie für seine Werke zu machen. In dem alten Gewölbe kommen die farbenfrohen, abstrakten Gemälde so richtig zur Geltung. Auch für Vernissagen, als Atelier und für private Veranstaltungen ist der Raum bestens geeignet. Was mit dem diffusen Wunsch begann, diesen Raum in seiner Schönheit wiederherzustellen, endete mit der Aufwertung des Hauses und einem kulturellen Gewinn für die Stadt Rattenberg.
BAUAUFGABE
Umbau eines Kellerraumes in einer Galerie
BESTAND
15. Jahrhundert
FLÄCHE
30 m² Nutzfläche
BAUZEIT
2023
BAUORT
Rattenberg, Tirol
KONSTRUKTION
Bestand aus alte Steinmauern, Gewölbe, Innenwände in Trockenbau
HAUSTECHNIK
Verlegung einer FußbodenheizungSockel- und Wandheizung, Hebeanalage
MATERIALIEN
Beton, Kalkputz, Steinmauer, Stahl, Glas, Gipskarton
FARBEN
Naturweiß, Beige, Grau, Schwarz
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