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Bauen mit Ziegel und Stahlbeton

 

Massive Häuser haben in Österreich Tradition und prägen seit jeher den Charakter von Städten und Dörfern. Sie gelten nicht umsonst als langlebig und wertbeständig. Die eingesetzten Baustoffe – Stein, Ziegel und Beton – kommen in unseren Breitegraden natürlich vor und eignen sich für das heimische Klima. 

Ziegel sind vielseitig und können sowohl für Außen-, als auch für Innenwände, Decken und Dach verwendet werden. Das Material ist ökologisch und hat gute bauphysikalische Eigenschaften. Wo Ziegel an seine statischen Grenzen kommt, kann er problemlos mit Stahlbeton kombiniert werden.

Ein Massivhaus

 

Im Gegensatz zum Holzbau entsteht ein massiv gebautes Haus ausschließlich vor Ort auf der Baustelle. Im Altbestand hat man meist Bruchstein, Lehmziegel oder Backsteine verwendet. Bei Neubauten werden vorwiegend Mauerziegel und Stahlbeton eingesetzt. Man unterscheidet drei grundsätzliche Bauweisen:

  • Eine einschalige Außenwand besteht, abgesehen von Putz und Mörtel, aus einem Baustoff – in der Regel Ziegel. Das System ist einfach zu errichten. Moderne monolythische Ziegel sind mit Mineralwolle gefüllt und erreichen dadurch einen besseren Wärmeschutz. 

  • Zweischalige Ziegelwände mit einer dämmenden Mittelschicht sind in Nordeuropa weit verbreitet, in Österreich eher selten. Jede der drei Schichten übernimmt eine spezifische Aufgabe. Die innere Ziegelwand übernimmt die tragende Funktion, die mittlere Schicht ist für die Wärmeisolierung zuständig und die äußere Ziegelschale schützt vor Witterung.

  • Eine Wand mit Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) besteht aus einer Ziegel- oder Stahlbetonwand und einer Dämmschicht. Dies ist – sowohl bei Sanierungen als auch bei Neubauten – die gängigste Methode um eine Außenwand mit einem niedrigen U-Wert herzustellen. Das ist der Wert, der angibt wie viel Energie pro Grad Temperaturunterschied und Quadratmeter Außenfläche verloren geht. Je geringer der Wert ist, umso weniger Transmissionsverluste. Die massive Wand übernimmt Lastabtragung, Schalldämmung, Brandschutz und Wärmespeicherung, während die Dämmung die Wärmeisolierung verbessert.

 

 

Ein Ziegelhaus

 

Natürliche Materialien

Ziegel bestehen aus natürlichen Materialien. Die ursprünglichen Bestandteile sind bis heute unverändert: Ton, Lehm und Wasser. Die Baustoffe werden vermischt, in Formen gepresst und gebrannt. Auch die Bindemittel Kalk und Zement werden aus natürlichen Ausgangsstoffen hergestellt. 

 

Raumklima

Ziegel ist ein poröser Baustoff, der bereits aufgrund der enthaltenen Luftporen relativ gute Dämmeigenschaften hat. Beim Hochlochziegel wird dieser Effekt durch vertikale Hohlräume noch verstärkt. Ziegelwände regulieren die Feuchtigkeit, sind frei von Schadstoffen und begünstigen durch das ausgewogene Verhältnis zwischen Wärmedämmung und -speicherung ein angenehmes Raumklima.

 

Lehmziegel

Wer sein Haus mit natürlichen Materialien bauen möchte, wählt Lehmziegel für den Innenausbau. Das Material kann bis zu 40 Mal mehr Wasser aufnehmen – und bei Bedarf wieder an die Raumluft abgeben – als gebrannter Ziegel. Das verbessert nicht nur die Raumluft, sondern hilft auch Schimmel zu vermeiden. 

 

 

Ein Haus aus Stahlbeton

 

Eigenschaften von Stahl und Beton

Stahlbeton ist der am häufigsten verwendete Baustoff in Österreich. Beton ist relativ günstig, vielseitig einsetzbar, extrem druckfest, formstabil und haltbar. Der einzige wirkliche Nachteil von Beton ist seine geringe Zugfestigkeit. Im Verbundwerkstoff Stahlbeton gleicht der Stahl – der sehr hohe Zugkräfte aufnehmen kann – dieses Defizit aus. 

 

Funktion und Ästhetik

Stahlbeton wird für Fundamente und erdberührende Bauteile – Bodenplatte, Keller- und Stützwände – eingesetzt. Auch Decken und Stiegen werden meist in Beton errichtet. Bei Wänden mit großen Fensteröffnungen stößt der Ziegelbau an seine Grenzen; Stahlbeton bietet eine einfache Alternative. 

Beton überzeugt jedoch nicht nur funktional, sondern auch optisch. Sichtbeton erhält durch Schalungen und Zusatzstoffe die unterschiedlichsten Oberflächen. Beim nachträglichen Sandstrahlen wird die Gesteinskörnung freigelegt. Das natürliche Grau steht für eine minimalistische Eleganz und gilt unter Puristen als das Höchstmaß der Perfektion beim Bauen.

 

Raumklima

Trotz aller Schönheit, wirtschaftlichen Vorteile und rationeller Funktionalität bietet ein reines Betonhaus weniger Wohnkomfort als ein Ziegelhaus. Das Material nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf und gibt diese nur zaghaft wieder ab. Feuchteregulierende Baustoffe im Innenraum und der Einbau einer Lüftungsanlage lösen das Problem.

Im Gegensatz zu Leichtbeton oder Porenbeton hat reiner Stahlbeton keine eingebaute Luftporen. Ohne zusätzliche Wärmedämmung kann das Material für Wohnbauten nicht verarbeitet werden.

 

 

Vorteile im Massivbau

 

Wärmespeicher 

Massive Wände und Decken funktionieren als Wärmespeicher und lassen im Sommer die hohen Außentemperaturen nur abgeschwächt und zeitverzögert ins Haus. Im Winter speichern die Bauteile die einfallende Sonnenenergie und geben die Wärme zeitverzögert am Abend wieder ab. So werden die Heizkosten reduziert und die CO₂-Emissionen gesenkt. In Kombination mit einer guten Wärmedämmung ist diese Bauweise für Passivhäuser hervorragend geeignet.

Brandschutz

Ziegel haben eine hohe Brandwiderstandskraft. Beton bleibt bis 1000 °C weitgehend fest, leitet den Brand nicht weiter und bildet keinerlei Rauch oder giftige Gase.

 

Guter Schallschutz

Schwere Bauteile lassen sich durch Schallwellen kaum in Schwingung versetzen und leiten den Schall nicht weiter. Das betrifft sowohl den Lärm von außen, als auch die Übertragung von Tritt- und Luftschall innerhalb der eigenen vier Wände. Nicht nur bei einem Einfamilienhaus, sondern vor allem bei Mehrfamilienhäusern und Wohnanlagen sind gute Schalldämmwerte ausschlaggebend für ein angenehmes Wohnklima. 

 

Architektur und Statik

Dank der tragenden Funktion von Außen- und Innenwänden und den guten statischen Eigenschaften von Stahlbetondecken, gibt es für uns kaum Einschränkungen in der Planung. Im Ziegelbau bestimmt die Länge der Ziegelstürze die maximale Größe der Fenster. Der partielle Einsatz von Stahlbeton – eventuell in Kombination mit Stahlstützen – löst das Dilemma.

 

 

Nachteile der Massivbauweise

 

Bauzeit

Beim Rohbau muss man aufgrund der Herstellung vor Ort mit längeren Bauzeiten rechnen. Beton, Putz und Estrich benötigen grundsätzlich eine gewisse Abbindezeit. Das Gebäude braucht außerdem Zeit zum Austrocknen. Die eingebrachte Feuchtigkeit muss aus den Bauteilen heraus diffundieren, sonst bleibt das Bauwerk feucht und droht schlimmstenfalls Schimmelbefall.

 

Klima- und Umweltschutz

Die Herstellung von Ziegeln benötigt viel Energie und verursacht einiges an Schadstoffen. Auch Beton ist in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit problematisch. Die Herstellung von Zement geht mit erheblichen CO₂-Emissionen einher. Darüber hinaus ist die Verknappung von Bausand aufgrund der Betonproduktion ein ökologisches Problem.

 

Fazit

Massiv gebaute Häuser sind langlebig und überzeugen mit natürlichen Materialien und hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften. Der Großteil der Interessenten entscheidet sich beim Hausbau für diese Bauweise. Welche Materialen für Ihr Haus in Frage kommen hängt von verschiedenen Faktoren ab – nicht zuletzt von Ihrer persönlichen Vorliebe. Als unabhängiges Architekturbüro haben wir Erfahrung mit den verschiedenen Bauarten. Wir beraten Sie gerne und können bei der Planung individuell auf Ihre Wünsche eingehen – egal ob Sie Holz, Ziegel oder Stahlbeton bevorzugen. 

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