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Umbau in Hall in Tirol 3

ⓒ Melis + Melis | Architekturbüro

Umbau  |  105 m² Wohnfläche  |  Bestand 15. Jahrhundert  |  Passivhausqualität  |  Gasheizung  |  2009

Fotos Bestand

Vom Rohdachboden zum Penthouse

 

Das sanierungsbedürftige Haus in der Haller Altstadt wurde in mehrere Wohnungen und Geschäfte aufgeteilt und sukzessive innerhalb von zwei Jahren verkauft. Der Bauherr erkannte sofort das Potenzial des Rohdachbodens und erwarb eine über 100 m² große Fläche ohne Fenster, ohne Heizung, ohne Innenwände und ohne irgendwelche Leitungen oder Installationen. Im Zuge der Generalsanierung des Hauses wurde das komplette Dach, bis auf die alten handgehackten Dachbalken, abgetragen und erneuert. Ein Teil der Fläche wurde als innenliegende Terrasse umgebaut. Das ermöglicht große Fensterflächen im Wohnzimmer, ohne die Optik des denkmalgeschützten Hauses zu beeinträchtigen. Für Komfort sorgt der Aufzug, der direkt an das alte Stiegenhaus aus Holz angeschlossen wurde. 

 

Alter Dachstuhl

Der Grundriss wurde komplett offen gestaltet, nur die Bäder haben Türen. Der restliche Wohnraum wird durch 2,5 m hohe Wandscheiben in Eingangsbereich, Schrankraum, Schlafzimmer und Wohnraum unterteilt. Als Single braucht der Bauherr im Moment nicht mehr; eine Abtrennung der einzelnen Bereiche ist aber im Plan bereits vorgesehen und jederzeit möglich. Im offenen Wohnraum kommt der alte Holzdachstuhl mit seinem schönen Gebälk richtig zur Geltung. Die Holzpfetten wurden von einem Restaurator fachkundig gereinigt und nach altem Brauch mit Bienenwachs eingerieben, was eine wunderschöne honigfarbene Oberfläche ergibt. Die Balken sind uralt und geben der Wohnung eine einzigartige Atmosphäre. Sie strahlen nach all den Jahren eine unglaubliche Ruhe und Beständigkeit aus. „Der Dachstuhl war für mich der Grund, dieses Abenteuer – denn eine derart umfassende Renovierung mitten in der Altstadt kann man als Laie nicht anders bezeichnen – überhaupt zu wagen”, erzählt der Bauherr.

 

Intimität und Weitblick

Die Fassade des Hauses wurde nach den Vorgaben vom Bundesdenkmalamt originalgetreu wiederhergestellt. Der Dachboden hat traditionell nur kleine Öffnungen, um eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten. Zusätzliche, neue Fensteröffnungen waren nicht möglich. Die Wohnung wird deswegen vorwiegend über Dachflächenfenster und die Glasfront zum Atrium belichtet. Eine Stahlstiege führt hinauf zur Dachterrasse. Von dort hat man eine atemberaubende Rundumsicht auf die Dachlandschaft der Haller Altstadt und das Bergpanorama des Inntals. Der Kontrast zwischen den beiden Freibereichen könnte nicht größer sein. Wünscht man sich Ruhe und Intimität, verweilt man auf der Terrasse im innenliegenden Atrium. Braucht man Ferne und Weitblick, steigt man hinauf und genießt die freie Aussicht von der Dachterrasse. Man kann nie beides zugleich haben; deshalb schätzt man sowohl den Panoramablick als auch den privaten Wohnraum bewusster.

Praktische Details

Die Wohnung wurde so eingeteilt, dass die Gangflächen zugleich als Schrankraum dienen. Neben der offenen Küche liegt ein multifunktionaler Hauswirtschaftsraum, der derzeit als Waschküche, Abstellraum und Speis dient, aber durchaus auch als Büro oder Kinderzimmer verwendet werden kann. Im Wohnzimmer wurde unter der Stiege ein Kachelofen eingebaut. Zusätzlich wurde in der ganzen Wohnung Fußbodenheizung verlegt. 

 

Licht, Farben und Materialien

Das Farbkonzept ist durchgehend neutral und natürlich und unterstreicht die Architektur des alten Hauses. Weiße und anthrazit graue Wände intensivieren die warme Holzfarbe des Dachstuhls. Statisch notwendige Verstärkungen aus Stahl wurden geölt, ebenso wie der Boden aus weißgeölten massiven Eichenholzdielen. Die Bäder wurden passend zum Gesamtkonzept mit elfenbeinfarbenen Fliesen, großen Spiegeln und anthrazitgrauen Möbeln eingerichtet. 

Das Lichtkonzept ermöglicht blendfreies Licht und verschiedene Stimmungen. Gerade bei einer Dachwohnung, ist die Beleuchtung nicht ganz einfach; Deckenlampen kann man aufgrund der schrägen Untersicht nur bedingt einsetzen. Stattdessen haben wir mit verschiedenen Wandleuchten und Einbauspots gearbeitet. Auf den Holzbalken wurden Strahler montiert, die die Decke indirekt beleuchten.  Auf diese Weise wird der besondere Dachstuhl auch abends ins rechte Licht gerückt.

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